Dienstag, 22. Februar 2011

In der mir abgesprochenen Demut ...

Es gibt in Fontanes Roman "Cecile" eine anrührende Stelle, in der die Frau, die von ihrem Liebhaber beleidigt worden ist, erfolglos versucht, ihn umzustimmen und so sein Leben zu retten.
Sie beginnt:
Meiner Tugenden sind nicht viele, Gott sei's geklagt, aber eine darf ich mir unter ihrer eigenen Zustimmung vielleicht zuschreiben, und nun zwingen Sie mich, dies einzige, was ich habe, mein bißchen Demut in Hochmut und Prahlerei zu verkehren. Aber Sie lassen mir keine Wahl!
Mit dieser Stelle als Vergleichspunkt hört sich ein Satz wie "In der mir abgesprochenen Demut entschuldige ich mich bei allen, die ich verletzt habe", einigermaßen grotesk an.
Er ist ein eindrucksvolles Beispiel von Arroganz der Macht. Jemand, der weiß, dass seine Partei und seine Regierungschefin nicht auf seine Dienste verzichten wollen, weil sie glauben, nicht auf sie verzichten zu können, mag so sprechen. Selbstachtung würde sich anders ausdrücken.

Aber Gesten wie Willy Brandts Kniefall würden völlig phrasenhaft, würden wir von einem Politiker Demut fordern. Ein Minister braucht weder Demut noch imstande zu sein, eine Doktorarbeit zu schreiben. Deshalb sollte er aber auch nicht so tun als ob.

Stefan Kuzmany: Die Lüge ist ministrabel geworden (Spiegel online 22.2.11)
Früher hatten Verteidigungsminister bei Fehlverhalten mit Konsequenzen zu rechnen.
Wer mehr zu dem Thema lesen will, findet bei Kai Biermann gewiss das Richtige.
Hier ein Ausschnitt aus S. Gabriels Beitrag zur Bundestagsdebatte
Zweite Arbeit von zu Guttenberg unter Schummeleiverdacht (mit Originaltextpassagen)

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