Dienstag, 8. März 2011

Guttenberg und Berlusconi

Thomas Meyer sieht in der Art, wie auf die Plagiatsaffäre Guttenberg reagiert wurde, die Bundesrepublik Deutschland schon auf dem Weg nach Berlusconistan.
"Berlusconi wird, wie Romano Prodi formulierte, ungeachtet aller Vergehen und allen politischen Versagens von jenen  mit Freuden immer wieder gewählt, die gern in der zweiten Reihe parken undeinen, der schummelt, wie wir ja letztlich alle, mehr zutrauen als der ganzen politischen Klasse mit ihren heuchlerischen Ansprüchen", schreibt Meyer.
Der Vergleich scheint weit hergeholt. Für manche Äußerungen, die man dieser Tage hörte, passt er freilich gut. Bisher scheinen das politische Immunsystem und die Gerichte in Deutschland nch zu funktionieren. Freilich "die Kanzlerin, die den wissenschaftlichen Betrug als für politische Führungsämter unmaßgebliche Bagatelle beiseite wischte" (Meyer) leistet freilich in der Tat nichts zur politischen Immunabwehr. Sollte sie erkannt haben, dass wir schon tiefer in Berlusconistan stecken, als ich glauben will?
Die Tatsache, dass ein Doktorand, der eine Reihe von Plagiaten in Guttenbergs Doktorabeit schon 2010 erkannt hatte, auf den Rat seines Doktorvaters hin nicht das Risiko eingehen wollte, darauf hinzuweisen, beweist noch nichts für Berlusconistan, aber es nährt ebenfalls den Verdacht.
Nachtrag vom 15.6.11:
Die Universität Heidelberg entzieht der FDP-Europaabgeordneten Koch-Mehrin den Doktortitel wegen systematischen Plagiats (sieh Tagesschau)
Stand vom 23.11.11:
Berlusconi ist am 12.11.11 als Ministerpräsident zurückgetreten.
Guttenberg meldet sich selbstbewusst in der deutschen Politikszene zurück. Die Staatsanwaltschaft Hof stellt ihre Ermittlungen ein.

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