Mittwoch, 4. September 2013

Die Westfälische Rundschau - eine Untote

Ich verstehe nicht viel von Zeitungen, auch wenn ich Jahrzehnten drei nebeneinander lese, von Untoten verstehe ich noch weniger. Aber dass die Westfälische Rundschau eine Untote ist, dass ist mir klar. 
Die Westfälische Rundschau ist dem allgemeinen Zeitungssterben zum Opfer gefallen. Sie hat keine Journalisten mehr und doch schreibt die Wikipedia über sie:
"Die Westfälische Rundschau (WR) ist eine regionale Tageszeitung mit 24 Lokalausgaben in Dortmund, im östlichen (westfälischen) Ruhrgebiet und im südlichen Westfalen." 
Untote sind - wiederum laut Wikipedia "Wesen, die bereits gestorben sind, jedoch als Wiedergänger zu den Lebenden zurückkehren".
Die WR war einmal sehr lebendig. Ihre 24 Köpfe hatten durchschnittlich 5 Leben, die WR also 120 Journalisten und zusätzlich 180 freie Mitarbeiter.
Jetzt sind alle entlassen, das Layout der WR ist aber gleich geblieben, nur die Inhalte kommen von den ehemaligen Konkurrenzzeitungen. Untote - so die Wikipedia - "üben an den Lebenden Rache für eine nicht abgeglichene Schuld".
920 Millionen Euro - schreibt die ZEIT Nr.36 vom 26.8.13, S.15-17 - "zahlte die Funke-Gruppe dem Springer Verlag für ein Paket von Zeitungen und Zeitschriften". Die Funke Mediengruppe hat bisher die WR herausgegeben und tut es immer noch? Wie wird sich die untote WR an den ehemaligen Springerzeitungen rächen? Indem sie ihnen mit Hilfe der Funke Gruppe (ehemals WAZ Mediengruppe) das Leben nimmt und sie auch zu Untoten macht?
Wie sich eine Untote an den überlebenden Journalisten rächt, die ihr früher das Leben gegeben haben, darüber berichtet die ZEIT ausführlich. Eine ganze Reihe müssen - um ihren Lebensunterhalt zu finanzieren - jetzt das Gegenteil von Journalismus machen: als Pressesprecher für eine "gute", d.h. kritiklose Presse der Institution sorgen, für die sie arbeiten.
Einer der Journalisten verglich das mit dem Verhältnis von Gangstern und Polizei: Beide arbeiten auf dem gleichen Feld, aber nicht mit dem gleichen Ziel. - So hätte ich das nicht auszudrücken gewagt; aber es ist etwas Wahres dran.

Blogger passt auf! Bis es so weit kommt, dass alle Zeitungen, die investigierenden Journalismus betreiben, sterben, müssen wir Ersatz geschaffen haben!
Wer von uns glaubt, dass wir schon stark genug wären, die Leistung des Guardian für Wikileaks und für Snowden zu ersetzen? 

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