Freitag, 28. August 2015

Der frühere indische Umweltminister zur Klimapolitik

"Eine sehr romantische Vorstellung"  INTERVIEW: CHRISTIAN SCHWÄGERL
"Warum die Klimabeschlüsse der G 7 unrealistisch sind: Der frühere indische Umweltminister Jairam Ramesh über Fehler in der Klimapolitik und seine Hoffnungen auf Angela. Merkel [...]
Kleinbauern oder Familien, die an unserer 7500 Kilometer langen Küste leben, müssen Sie nicht erklären, wie gefährlich der Klimawandel ist. Eltern, deren Kinder an Asthma leider oder von Arsen im Wasser krank geworden sind, müssen Sie nicht überzeugen, warum die Industrie sauberer werden muss. Und die 200 Millionen Menschen, die von lebendigen Wäldern leben, wissen um deren ökonomischen Wert. Es ist nicht so wie in Europa, wo es beim Umweltthema um Lebensstile geht. Umweltfragen sind in Indien Existenzfragen. [...]
Der indische Kohleverbrauch wird sich allein in den kommenden sieben Jahren auf über eine Milliarde Tonnen verdoppeln und dann bis 2030 auf vielleicht zwei Milliarden Tonnen pro Jahr wachsen. Da müssen wir uns etwas einfallen lassen. Ich glaube aber nicht, dass wir es uns leisten können, wie China schon jetzt 2030 als das Jahr festzulegen, von dem an der Kohleverbrauch wieder sinkt. Indien braucht Energie. Selbst wenn wir den Anteil der erneuerbaren Energien von sechs Prozent auf 20 Prozent steigern und Wasser- und Kernkraft dazu beitragen werden, wird immer noch mehr als die Hälfte der Energie aus Kohle kommen. Was ich aber fordere, ist, zuzusagen, dass der Kohleverbrauch von 2030 an nicht mehr wächst, dass wir dann ein Plateau erreicht haben. [...]
Es gibt eigentlich nur ein Land, das an diesem Zustand etwas ändern könnte, und das ist Deutschland. Kanzlerin Merkel ist weltweit angesehen, Deutschland ist die führende Volkswirtschaft in Europa, und die Energiewende verleiht eine ungeheure Glaubwürdigkeit und Autorität. Die USA haben auf diesem Gebiet null Glaubwürdigkeit. Aber wenn Deutschland es schafft, binnen wenigen Jahren fast ein Drittel seines Stroms aus erneuerbaren Quellen herzustellen, dann hat das weltweite Ausstrahlung. [...]

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