Samstag, 3. Oktober 2015

nicht "marktwürdig", aber imstande den Treibhauseffekt zu verstärken

"Experten sagen: Der Hunger in der Welt ließe sich mit nur einem Drittel der Lebensmittel besiegen, die in den Industrieländern weggeworfen sind. [...] Bei der Kartoffelernte muss der Landwirt von fünf Tonnen zweieinhalb wegwerfen, weil sie nicht der EU-Normgröße entsprechen und deshalb nicht "marktwürdig " sind [...] jedes fünfte Brot landet auf dem Müll [...] die krummen Gurken sind nicht marktwürdig und werden entsorgt [...] Auf der Müllkippe verrottet der Lebensmittelmüll nicht einfach. Vielmehr entweicht ihm Methangas, das bei der Erderwärmung fuünfundzwanzigmal so starkt wirkt wie Kohlendioxid. Würde man die Müllmenge verringern, verringerten sich damit die weltweiten Treibhausgas-Emissionen um zehn Prozent." ("Merkwürdig, was nicht marktwürdig ist" von Thomas Catta, Bergsträßer Anzeiger vom 2.10.2015, S.9)

Dieser Artikel scheint auch nicht recht "marktwürdig" zu sein, denn unter den online zu findenden Artikeln aus dem Bergsträßer Anzeiger habe ich ihn nicht gefunden und konnte deshalb die vollständige Version nicht verlinken.
Dafür weist Google eine Verwendung des Wortes "marktwürdig" im Jahre 1815 nach (sieh:

Seerecht des Friedens und des Krieges in Bezug auf die Kauffahrteischifffahrt  von Friedrich Johann JacobsenS.343), das Deutsche Rechtwörterbuch nennt das Wort schon für 1700: marktwürdig (nur im BelegarchivErstbelegung: 1700, CAug. I 1714


Angela Merkel sprach 2011 von "marktkonformer Demokratie". Wird unser Grundgesetz demnächst auch für nicht "marktwürdig" erklärt und deshalb entsorgt?
Immerhin findet sich darin so ein gar nicht marktkonformer Satz wie "Die Würde des Menschen ist unantastbar." Für Flüchtlinge* lässt ihn Merkel neuerdings gelten. Das lässt 
hoffen. 

*Thomas de Maizière ist dafür zuständig, klar zu stellen, dass das - natürlich - nicht ohne weiteres auch für Flüchtlinge außerhalb des deutschen Staatsgebietes gilt, und sicherzustellen, dass sie nicht so öffentlichkeitswirksam wie in Ungarn für ihre ungehinderte Weiterreise demonstrieren können, sondern rechtzeitig vorher, z.B. auf türkischem Staatsgebiet abgefangen werden, wo dank Erdogan die Öffentlichkeit nicht unzensiert über Zustände in Flüchtlingslagern informiert wird. (So ganz scheint Erdogan freilich nicht mitzuspielen.) 

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