Mittwoch, 24. Februar 2016

Kriminalisierung von Fluchthelfern ersetzt nicht die Beseitigung von Fluchtursachen

"Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben." Diesen Satz hat Gorbatschow einst auf die DDR gemünzt. Könnte er nicht aber auch auf die EU gemünzt werden?

Wie haben wir es kritisiert, dass die DDR Fluchthelfer verfolgte! Welch prominente Fälle von Fluchthilfe gab es immer wieder!
Ich nenne nur die, die mir gerade besonders geläufig sind und für die ich besonders dankbar bin:
Heinrich Mann, Golo Mann, das Ehepaar Werfel wären nicht ohne spezialisierte Helfer nach Spanien entkommen können. In der Zeit des Kalten Krieges war dann wohl der Nobelpreisträger Heinrich Böll einer der prominentesten Fluchthelfer. Viele tausend entkamen nur dank Fluchthelfern den totalitären Ostblockregimes.

Was hat man daraus gelernt?
Nicht eben viel.

Schon 2004 hatte man so viel vergessen, dass nicht nur Fluchthelfer, sondern sogar Lebensretter angeklagt wurden, weil sie Flüchtlingen geholfen haben, ihr Ziel zu erreichen. Der Fall Cap Anamur ist den Jüngeren unter uns vermutlich nicht mehr geläufig. Er sollte es aber sein, wenn sie jetzt von im Mittelmeer ertrunkenen Flüchtlingen hören.

Ständig wurde von Beseitigung der Fluchtursachen gesprochen. Stattdessen wurde und wird die Lebensmittelausfuhr der EU nach Afrika subventioniert.
Second-hand-Kleidung wird nach Afrika geschafft und zerstört die lokale Textilproduktion. Vor den Küsten Afrikas fischen EU-Nationen in großem Stil und zerstören die Existenzgrundlage der dortigen Fischer. (Nur ein Teil von ihnen entschloss sich, Piraten zu werden, andere flohen oder verdienten ihr Geld als Fluchthelfer für andere.)

Der Exportweltmeister Deutschland sorgt dafür, dass in anderen Ländern die Arbeitsplätze ausgehen.

Aber nicht genug damit, er liefert sogar die Waffen für Bürgerkriege, obwohl er sich ausdrücklich verpflichtet hat, keine Waffen in Krisengebiete zu liefern. Im Syrienkrieg, der von allen gegenwärtigen Konflikten für die meisten Flüchtlinge sorgt, kämpfen alle am Bodenkrieg beteiligten Parteien mit deutschen Waffen. Und beim Export von Panzern, die sich 1953, 1956 und 1968 besonders bei der Niederschlagung von Volksaufständen und Demokratisierungstendenzen bewährt haben, da ist Deutschland sogar Weltmarktführer.
Trotzdem werden deutsche Politiker nicht müde zu behaupten, sie bemühten sich darum, Fluchtursachen zu bekämpfen.

Vergleiche dazu auch:
Blauäugigkeit ist kein Ersatz für Tatkraft

und reichlich einseitig, aber anschaulich:

Nur durch das Verbot von Waffenexporten können Fluchtursachen bekämpft werden.

Selbstverständlich gibt es eine ganze Reihe weiterer Fluchtursachen, z. B. die Klimaerwärmung. Mehr dazu z.B. hier und da.

Keine Kommentare: