Mittwoch, 18. April 2018

70 Jahre Israel

Wie Herr Ruppin ein Land erbaute, von Bastian Berbner ZEIT 12.4.2018 Nr. 16/2018, S.15-17
"Warum kommt Israel bis heute nicht zur Ruhe? Das hat viel mit einem deutschen Juden aus Magdeburg zu tun, der Dattelpalmen und ostfriesische Milchkühe nach Palästina brachte.[...]"
Berbner erläutert Ruppins Strategie: Privat Land aufkaufen, etwas aufbauen und dann warten. Ruppin wartete angesichts der Behinderungen durch den osmanischen Sultan auf eine günstigere politische Konstellation. Die kam mit dem Zusammenbruch des Osmanischen Reiches 1918 und dem Beginn des britischen Mandats. Jetzt konnte er Siedler zu Hunderttausenden einschleusen. Als die Briten feststellten, dass die Zahl der Juden den Widerstand der Araber wachrief und deshalb die Einwanderung bremsten, kam durch Hitlers Strategie der Judenvernichtung die moralische Rechtfertigung  für weitere Einwanderung. Als die Terrorattentate der Palästinenser und Juden zunahmen und sich zunehmend auch gegen die Briten richteten, beendeten diese am 14.5.1948 ihre Mandatsherrschaft und die Juden konnten den Staat Israel ausrufen und mit internationaler Anerkennung rechnen. 
1973 nach dem Jom-Kippur-Krieg kam die Besetzung des Westjordanlands und die Chance für orthodoxe Juden, direkt auf dem Gebiet des historischen Judäa zu siedeln. Da wendete Pinchas Wallerstein für das Westjordanland die gleiche Strategie an, wie Ruppin sie in der Provinz Palästina des osmanischen Reiches eingesetzt hatte: Nach und nach kleine Siedlungen gründen und auf eine Gelegenheit warten, wann es in größerem Umfang möglich wird. In der Tat: "Bei den Wahlen 1977 kommt die rechte Partei Likud an die Macht und erkennt die Siedlung Ofra an." (S.17) Wallerstein kann etwas offener vorgehen, wird aber weiterhin von der israelischen Regierung in der Siedlungspolitik gebremst. Doch dann "wechselt die israelische Regierung spätestens unter Benjamin Netanjahu, der 1996 zum ersten Mal Ministerpräsident wird, die Seiten." (S.17) Sie unterstützt die Siedler. Dennoch "schaffen es die amerikanischen Präsidenten Bill Clinton, George W. Bush und Barack Obama, alle drei Gegner der israelischen Siedlungspolitik, dass Israel während ihrer Amtszeiten keine neue Siedlung baut, seit 1992." (S.17)
Doch seit Donald Trump US-Präsident ist, genehmigt die israelische Regierung den Bau neuer Siedlungen und Trump erkennt sogar Jerusalem als israelische Hauptstadt an. "Eine Zweistaatenlösung [...] ist damit noch viel unwahrscheinlicher geworden. [...] Im Moment sieht es eher so aus, als könnte Wallersteins Plan aufgehen [...] Ein großes Ereignis, vielleicht wieder ein Krieg. Einer, der die Palästinenser aus dem Westjordanland vertreibt, wie der Unabhängigkeitskrieg sie aus großen Teilen Israels vertrieben hat. "(S.17)


Arthur Ruppin : "30 Jahre Aufbau in Palästina
Ruppins Referat auf dem Zionistenkongress 1935: "Ausblick in die ZukunftS.351

Interview mit Pinchas Wallerstein (19.9.2010) mit Links zu  Amana Settlement Movement (Ivrit) und Yesha Council (Englisch)

Im Dialog: 70 Jahre Staat Israel – ein Grund zum Feiern und zum Nachdenken


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